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Laab im Walde - Winterbach


Die Wälder zwischen Breitenfurt und Purkersdorf gehörten im 12. Jahrhundert dem Landesfürsten. 1113 wird in Loupan, dem heutigen Laab, eine Kolomanskapelle urkundlich erwähnt. Außerdem stand hier ein Jagdhof (Gjaidhof), der zur Babenbergerzeit als Forstamt diente sowie der ebenfalls leicht befestigte Thurnhof. Laab war Sitz des landesfürstlichen Jägermeisters. Durch eine Schenkung Herzog Leopolds VI dürfte die Gegend noch vor 1200 an das Wiener Schottenkloster gekommen sein. Der vom Stift eingesetzte Pfarrer verpachtete die beiden Höfe an Privatpersonen. 1418 wurde Irnfried Aichberger durch Herzog Albrecht V mit dem „Hof zu Laab“ belehnt. Pernhart Alanczpeckch trat ihn 1490/91 an das St. Dorothea Kloster in Wien ab. Da Laab jeweils nur als Leibgedinge, also auf Lebenszeit vergeben wurde, investierten die Pächter kaum etwas in die Erhaltung der Gebäude. Außerdem kam es 1529 durch türkische Streifscharen zu schweren Zerstörungen. 1669 waren die Höfe bereits zu Ruinen verkommen. In diesem Jahr verkaufte sie das Dorothea-Kloster an Christoph Ignaz Abele von und zu Lilienberg, dem die Herrschaft Hacking gehörte. Er bekam auch vom Kaiser Leopold I den großen aber längst verkommenen Tiergarten zu Laab als freies Eigen überantwortet. Abele, der von nun an als Reichsritter bezeichnet wird und es später bis zum Hofkammerpräsidenten und Grafen brachte, erbaute an der Stelle des Thurnhofes ein Schloss, das Winterbach genannt wurde. Dieses wurde 1683 von den Türken zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Abele starb im gleichen Jahr. Seine Tochter Clara, verh. Gräfin Salburg, verkaufte Winterbach 1694 an Seyfried II Christof Graf Breuner. Dieser wurde als Schlossbesitzer bereits 1698 durch Franz Josef von Kropf abgelöst, auf den 1711 Anton Albrecht von Schmerling folgte. 1769 verkaufte Maximilian von Schmerling die Herrschaft an den Landkomtur der Ballei Österreich des Deutschen Ritterordens, Karl Reichsgraf von Colloredo. 1789 kam es zu einem umfangreichen Umbau des Schlosses, bei dem der geistliche Charakter des neuen Eigentümers zum Ausdruck kam. Seither dient das Schloss als Pfarrkirche und Pfarrhof. 1865 vernichtete ein katastrophaler Ortsbrand auch das Schloss Winterbach. Danach wurde nur mehr der Straßentrakt mit dem Turm wieder aufgebaut. Das Schloss blieb bis 1980 im Besitz des Deutschen Ordens, als es dieser der Pfarre Laab im Walde schenkte.

Das Schloss liegt im Zentrum des Ortes unmittelbar an der Hauptstraße. Es war bis 1865 ein stattlicher Baukomplex, dessen vier Flügeln einen rechteckigen Hof umschlossen. In der Mitte der Straßenfront sowie in der Mitte des Hintertraktes erhob sich je ein viereckiger Turm. Jener im Vordertrakt diente auch als Kirchturm, da sich hier die kleine Schlosskapelle befand. Er war jedoch wesentlich niedriger als heute. Zu den ersten umfangreichen Veränderungen kam es bereits 1789, als man aus mehreren Räumen des linken Straßentraktes die heutige große Saalkirche schuf. Die alte Kapelle wurde zum Vorraum bzw. zum Musikchor. Das jetzige Schloss besteht seit dem Brand von 1865 nur mehr aus dem langgestreckten 13-achsigen Straßentrakt der alten Anlage. Er wird vom barocken Kirchturm überragt. Dieser wurde 1930 auf seine jetzige Höhe aufgestockt. Damals erhielt er an Stelle seines bisherigen Pyramidendaches einen Zwiebelhelm mit durchbrochener Laterne. Die eingeschossige Schlossfassade wird seit dem Wiederaufbau durch einfache Pilaster zwischen den Fenstern gegliedert. Die sechs Fenster der linken Seite sind segmentbogig, woran man die dahinter liegende Kirche erkennt. An der rechten Gebäudeseite befinden sich sechs einfache Rechteckfenster. In der Mittelachse ermöglicht ein Rundbogenportal mit einfacher Rustikaumrahmung den Zugang zum gewölbten Vorraum, von dem man in die Kirche und in das Pfarramt gelangt. Der schlanke Turm grenzt an die Rückseite des Gebäudes. Er stand also im ehemaligen Hof. Seine rundbogigen Fenster unterhalb der Uhr dienen als Schallöffnungen für die Glockenstube. In der dem Hl. Koloman geweihten Kirche stehen drei barocke Figuren aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die sich ursprünglich in der Wiener Jesuitenkirche befanden. Die Statue des Hl. Nepomuk (Mitte 18. Jh.), die vor dem Schloss aufgestellt ist, wurde vom Wiener Kärntnertor hierher übertragen.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – ca. 9 km südöstlich von Pressbaum

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.02.2008