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Hartenstein


Tief im Tal der Kleinen Krems versteckt, liegt eine Burganlage, die im Laufe der Jahrhunderte eine erstaunliche Wandlung durchgemacht hat. Aus der einstigen Kuenringerfeste wurde eine Kuranstalt und zuletzt eine EDV-Forschungsstätte. Der Zeitpunkt ihrer Erbauung liegt im dunklen. Vermutlich verdankt sie ihre Errichtung einem Abkömmling der Kuenringer, dem 1187 urkundlich erwähnten Heinricus de Hertinsteine, dem Sohn Ottos von Gobelsburg. Die Hartensteiner waren zugleich auch die Herren von Kaja. Sie besaßen die Burg bis 1270, als sie an die Brüder Hertnit und Leutold von Stadekke fiel. 1300 erwarb Heinrich von Wallsee die Anlage. Die mächtigen, aus Schwaben stammenden Wallseer scheinen im Waldviertel häufig als Nachfolger der Kuenringer auf. Sie besaßen zahlreiche Herrschaften wie Spitz, Senftenberg, Gföhl und Dürnstein. Sie ließen Hartenstein von Burggrafen verwalten. Als sie in der zweiten Hälfte des 14. Jh. etliche Herrschaften im Waldviertel aufgaben, kam Hartenstein von 1380 bis 1411 an die Herren von Maissau. 1416 gelangte Christoph von Rappach in den Besitz der Burg. Ab 1430 gehörte sie Hans und Leopold Neidegg, den Besitzern von Burgschleinitz, Ranna und Albrechtsberg. 1445 kaufte sie Jörg Scheck vom Walde. Nun wechselten die Eigentümer ziemlich häufig. Wegen seiner abgelegenen Lage wurde Hartenstein kaum angegriffen und nie erobert, obwohl es vom Verteidigungsstandpunkt aus, recht ungünstig liegt, da die umliegenden Hügeln deutlich höher als die Burgmauern sind. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. bevorzugten die Burgherren bequemere Wohnsitze, verließen die Burg und gaben sie dem Verfall preis. Doch noch 1645 widerstand sie einer kurzen Belagerung durch die Schweden, die allerdings die „Nasn“, ein Außenwerk sprengten. 1666 kaufte der später unrühmlich bekannt gewordene Finanzminister Georg Ludwig Graf Sinzendorf die Herrschaft mit 117 Untertanen. Nach seinem Tode 1682 erwarb Fürst Paul Esterhazy die Burg. 1726 belehnte Kaiser Karl VI Freiherrn Philipp Ferdinand von Gudenus mit Hartenstein, bei dessen Familie es nun bis 1927 blieb. In den Jahren 1780 bis 1799 benutzte Johann Heinrich Reichsfreiherr von Gudenus das noch brauchbare Material, wie Türen und Fensterstöcke, für den Bau seines Jagdschlösschen Els. Zu Beginn des 19. Jh. dienten die beiden Türme als Schüttkästen. Der Arzt Dr. Otto Pospischil pachtete 1892 die Anlage und richtete in der 1892/96 im historisierenden „Burgenstil“ umgebauten Vorburg eine Kaltwasserheilanstalt ein. Die Hauptburg war inzwischen längst zur Ruine geworden. Ein Wiederbelebungsversuch der Kuranstalt durch den Arzt Dr. Erich Buchmeier nach dem Zweiten Weltkrieg war nicht erfolgreich. 1993 übernahm Prof. Peter Kotauczek bzw. seine Firma BEKO Hartenstein.

Hartenstein zählt zu den bedeutendsten und umfangreichsten Burgen Niederösterreichs. Die Ruine liegt auf einem ca. 70 m hohen Granitfelsen über dem Flüßchen. Der Zugang zur Ruine ist nur im Süden über eine Brücke möglich. Sie wurde im 15. Jh. durch ein „Nase“ genanntes Vorwerk gesichert. Die Gebäude der schlossartigen Vorburg und späteren Kuranstalt dienen dem heutigen Besitzer als Wohnung und Arbeitsstätte für sein hier befindliches Institut für Humaninformatik. Es handelt sich dabei zum Großteil um nach 1892 errichtete historisierende Neubauten, die mit ihren Rundtürmen, Zinnen, Maschikuli, Spitzbogenfenster und überdimensionierten Schlüsselscharten den Gesamteindruck der Burg prägen und gleichzeitig verfälschen. An der tiefsten Stelle der mittelalterlichen Anlage, gleich hinter der späteren Vorburg, wurde zur Sicherung des Torweges gegen Ende des 13. Jh. ein bergfriedartiger, 12 m dicker Rundturm errichtet. Seine Mauerstärke beträgt an der Basis etwa 4 Meter, nimmt aber von Geschoß zu Geschoß stufenweise ab. Seine Mauern werden nur gelegentlich von rechteckigen Belüftungsschlitzen durchbrochen. Am Turm vorbei gelangt man in den unteren Burghof, in dem sich rechts ein einstöckiges Wirtschaftsgebäude und links der romanische Palas befindet. Er ist ein unregelmäßiger, dreigeschossiger Bau aus dem 12. Jh. Teilweise sind noch die Kreuzgratgewölbe und steinernen Fensterumrahmungen erhalten. Von hier aus führt eine Stiege in den oberen Hof. Hier steht ein umfangreiches Wohngebäude, dessen relativ große Fenster darauf hinweisen, daß es erst im 16. Jh. errichtet worden ist. An der höchsten Stelle der Anlage, am nördlichen Steilabsturz, entstand gegen Ende des 14. Jh. ein 20 m hoher, schlanker Rundturm, der die gesamte Anlage beherrscht. Zwischen den Wohntrakten wurde im 15. Jh. eine Kapelle errichtet, von der jedoch nur mehr Mauerreste vorhanden sind. Zur Wasserversorgung diente eine in den Fels geschlagene Zisterne in der Vorburg, sowie eine weitere im Hof der Hochburg. Die Ruine ist von einer unregelmäßigen Ringmauer, die teilweise mit Zinnen versehen ist, umgeben.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel - ca. 10 km nordwestlich von Weissenkirchen

Besichtigung: Schloss und Ruine sind nicht öffentlich zugänglich.


Weitere Literatur:


02.09.2002