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Ochsenburg


1161 wird ein Dietrich von Ossenburch urkundlich genannt, der einem steirischen Ministerialengeschlecht entstammte. Man vermutet, dass er bereits der Familie Neidberg angehörte, die ab 1218 auf der Ochsenburg ansässig war. Als die Babenberger an die Macht kamen, verloren die Neidberger vorübergehend ihr Lehen, blieben aber auch in dieser Zeit Pfleger auf der Burg. Um 1360 war die Herrschaft an die Drosendorfer Linie der Herren von Wallsee gekommen, die sie aber 1374 an Hans Püsendorfer verkauften. 1383 erwarb das Chorherrenstift St. Pölten die Ochsenburg und behielt sie bis1530, als sie es an Veit Lassberger veräußerten. Nachdem sie 1675 in den Besitz der Herren von Leisser gelangte, ging sie 1699 wieder an das Kloster St. Pölten über. Nun wurde unter Probst Christoph Müller von Prankenheim der barocke Umbau, der bereits unter den Vorbesitzern begonnen wurde, vermutlich durch den Baumeister Jakob Prandtauer vollendet. Nach der Aufhebung des Klosters durch Kaiser Josef II kam die Ochsenburg an den niederösterreichischen Religionsfonds. 1785 wurde das Nutzungsrecht an der Herrschaft der neuerrichteten Diözese St. Pölten zugewiesen. Eine Marmortafel über dem Portal weist darauf hin, daß 1821 Franz Schubert mit seinen Freunden Moritz von Schwind und Franz von Schober hier den Sommer verbrachte. Schober war ein Verwandter des Bischofs Dankesreiter, der die Einladung aussprach. Schubert komponierte hier Teile der Oper Alfonso und Estrella, für die Schober das Libretto verfaßte. 1866 wurde die Ochsenburg bischöfliches Mensalgut. Im Zweiten Weltkrieg war im Schloß ein Lazarett untergebracht. In der Nachkriegszeit kam es zu einer Devastierung der Anlage. Seit ihrer Renovierung wird die Ochsenburg wieder von den St. Pöltner Bischöfen als Sommersitz benützt.

Das dreigeschossige Schloß liegt auf einem schroff abfallenden Felsvorsprung, 30 m über der Traisen, und ist schon von weitem sichtbar. Ein steiles, schindelgedecktes Dach fasst die vier Flügel ungleichen Alters zu einem wuchtigen Vierkanter zusammen. Im Norden ist ihm das Basteigärtchen vorgelagert. Die Außenfassaden sind mit einer durchlaufenden Putzquaderung versehen. Der einzige Zugang liegt an der 37 m langen Ostfront. Zwei steinerne Löwen bewachen eine Steinbrücke, die über den trockenen Halsgraben führt. An ihrer Stelle befand sich einst eine Zugbrücke. Das eisenbeschlagene Holztor hat in der Mitte ein Mannloch. Durch die gewölbte Einfahrt gelangt man in den rechteckigen Innenhof. Seiner Nord- und Südseite sind dreigeschossige Galerien vorgelagert. Es handelt sich dabei um barocke Pfeilerarkaden mit je drei Korbbögen. Sie wurden erst um 1731 fertiggestellt. Der Westflügel des Schlosses ist ein Renaissancebau, dessen Räume in allen Geschossen gewölbt sind. Die Beletage ist reich mit Stuckverzierungen und Deckengemälden aus dem 18. Jh. ausgestattet, besonders im großen Salon, wo stuckierte Fruchtkränze große Jahreszeitenbilder rahmen. Arbeits- und Konferenzzimmer sind ebenso festlich dekoriert, wie auch das Jagdzimmer mit seinen Trophäen. Auch einige Holzbalkendecken aus der Renaissancezeit haben sich erhalten. Aus dem Dach des Nordflügels springt ein Dachreiter, der eine Glocke enthält, vor. Er reicht jedoch nicht über den Dachfirst hinaus. Der Südtrakt wurde erst um 1698, vermutlich durch Jakob Prandtauer, errichtet. Hier befindet sich im Erdgeschoß der Eingang zur Schlosskapelle, die dem hl. Nikolaus geweiht ist. Wie es sich für einen geistlichen Besitz geziemt, ist sie das Prunkstück des Schlosses. Sie ersetzte eine bereits 1374 erwähnte Kapelle, die aber völlig verschwunden ist. Die jetzige Kapelle ist zweigeschossig und mit einem Tonnengewölbe versehen, das mit einer Ornamentmalerei aus der Rokokozeit geschmückt ist. Das Gemälde des marmornen Hauptaltares zeigt den hl. Nikolaus. Es wurde, gemeinsam mit fünf weiteren Ölgemälden, zwischen 1755 und 1779 von Martin Johann Schmidt, dem „Kremser Schmidt“ geschaffen. Der Osttrakt stammt nur in seinen Außenmauern aus der Renaissancezeit. Der barocke Ausbau erfolgte um 1672. Vor der Schloßbrücke wurde im Gedenken an Franz Schubert ein Brunnen errichtet. Unweit davon liegt ein zum Schloß gehörender viereckiger Gutshof.

Lage: Niederösterreich/Traisental – 7 km südöstlich von St. Pölten, oberhalb des Ortes St. Georgen am Steinfeld

Besichtigung: An Sonntagen wird in der Schlosskapelle eine hl. Messe abgehalten, die meist öffentlich zugänglich ist. Die sonstigen Innenräume des Schlosses können normalerweise nicht besichtigt werden.

Sonstiges: Gelegentlich finden im Schloß bzw. im Schlosshof Liederabende und Konzerte statt.


Weitere Literatur:


24.08.2002